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Hochbegabtenförderung

Hochbegabten-Förderung an der IGS List

Stand 2023/2024

Zum Begriff Hochbegabung

Zwei Prozent aller Kinder eines Jahrgangs gelten allgemein als hochbegabt. Wie aber müssen wir sie uns vorstellen? Sind es grüblerische Einzelgänger, verkopfte Egomanen oder gar besserwisserische Wörterwasserfälle? Zunächst sind es Kinder, wie alle anderen auch. Sie haben von allen Eigenschaften ein wenig – von einigen allerdings ein Quäntchen mehr.

„Nichts ist grausamer als die gleiche Behandlung von Ungleichen“, sagt einmal Paul Brandwein. Es gibt nicht „die Hochbegabten“, so wenig wie es „die Lehrerschaft“ gibt. Es gilt sich jedem Kind auf seine eigene Weise zu nähern. Denn Kinder sind „nicht dümmer als Erwachsene, sie haben bloß weniger Erfahrung“ (Janusz Korczak). Hören wir ihnen zu. Sprechen wir mit ihnen. Lassen wir sie frei und holen wir sie auch zurück.

Im Allgemeinen werden drei Bereiche unterschieden, in denen sich Hinweise für eine etwaige Hochbegabung beobachten lassen (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2009, „Begabte Kinder finden und fördern): Die aussagekräftigsten Hinweise ergeben sich aus dem Lernen und Denken. Hochbegabte Kinder können sich schnell und dauerhaft Wissen aneignen und erkennen rasch, auf welche Problemstellungen ihre Erkenntnisse anwendbar sind und auf welche nicht. Grundprinzipien komplexer Sachverhalte erkennen sie schon vom Vorschulalter an, sie können also überdurchschnittlich gut abstrahieren. Außerdem verfügen solche Kinder meist über ein hohes Detailwissen, wozu wesentlich ihre ausgezeichnete Merkfähigkeit beiträgt. Ferner überraschen diese Kinder häufig durch originelle und ungewöhnliche Ideen und Problemlösungen (Vgl. Prof. Dr. Sticker, Hochbegabung zeigt sich beim Denken und Lernen).

Allgemeine Regeln lassen sich allerdings nicht ableiten. Dies liegt vor allem auch daran, dass sich Intelligenz in verschiedene Bereiche aufgliedert, die in den Schulfächern eine ganz unterschiedliche Rolle spielen. (Sprachliche, mathematisch – naturwissenschaftliche, emotionale, musikalische, motorische Intelligenz..)

Hochbegabung äußert sich im Schulbetrieb aber auch durch Minderleistungen in einzelnen oder im gesamten schulischen Bereich. In diesen Fällen werden die Möglichkeiten der Kinder nur selten erkannt, da die Minderleistung nicht mit der möglichen Hochbegabung in Zusammenhang gebracht wird.

Um Hochbegabung erkennen zu können, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, eventuell zusätzliche Angebote im Jahrgang oder jahrgangsübergreifend zu organisieren ist ein Erfahrungsaustausch auf Jahrgangsebene, mit dem Beratungsdient, mit den Verantwortlichen für Hoch-

begabung und mit externen Experten notwendig. Alle weiteren Maßnahmen haben zum Ziel, diesen Erfahrungsaustausch in Gang zu setzen.

Anne Sallee

Arbeit im Verbund

Der Hochbegabtenverbund bietet die Möglichkeit schulübergreifende AGs anzuwählen. Diese AGs sind nicht nur für „hochbegabte“, sondern für alle Schüler anwählbar. Die Schulen des Verbundes konzentrieren ihr Angebot auf die Bereiche

  • Naturwissenschaften
  • Fremdsprachen
  • Kunst/Musik/Darstellendes Spiel
  • Neue Technologien
  • Mathematik
  • Sprache und Kreativität

Unsere Verbund-AGs werden immer, insbesondere von Schülern der GS Mengendamm, vollständig angewählt. Nur wenige unserer Schülerinnen und Schüler nehmen diese Möglichkeit an der Leibniz Schule wahr. Aufgrund der im Mai 2019 von der IGS Bothfeld beschlossenen neuen Rhythmisierung, ist es für die Schülerinnen und Schüler der Verbundschulen nicht mehr möglich, an den AG Angeboten der IGS Bothfeld teilzunehmen. Sie entfallen somit mit Beginn des Schuljahres 2019/20. Daher bietet die IGS Bothfeld folgende Ersatzmöglichkeit an: Die Teilnahme an von ihr mit ihren Kulturpartnern Landesmuseum und Kestnergesellschaft organisierten Workshops.

Landesmuseum : Frühgeschichte ( Jg. 4 und 5); Renaissance Jg.7)

Die Workshops liegen am Vormittag, dauern ca. 120 min in und kosten 2 Euro pro Schüler; vorgesehene Begleitung. 1 Kollege/in aus Bothfeld und 1 Kollege/in aus der teilnehmenden Verbundschule.

Eine weitere angedachte Möglichkeit ist die Teilnahme an den Projektwochen der IGS Bothfeld im März und September. Fest etablierte Themen für Jahrgang 5 und 6 Gemeinschaft und Gesellschaft, für Jahrgang 7 Theater und für Jahrgang 8 ein soziales Thema.

Im Laufe des Jahres 2020 wird eine stabile Lösung formuliert, um das Angebot der IGS Bothfeld umzusetzen.

Schulen im Verbund:

IGS List, GS Mengendamm, Leibniz-Gymnasium, IGS Bothfeld

AGs im Verbund:

IGS List: Robotik, Theater, Schach

Leibniz Gymnasium: Chemie, Klimaforscher Kids, Astronomie

GS Mengendamm: Tanz, Werken

Fortbildungen

Es können für alle Lehrerinnen und Lehrern der Schulen im Verbund themenspezifische Fortbildungen angeboten werden. Diese werden durch den Verbund finanziert. In den vergangenen Jahren wurden folgende Fortbildungen durchgeführt:

  • 2003 – 2006: Fortbildungsreihe mit insgesamt 6 Sitzungen unter der Leitung von Dr. Sabine Rohrmann: Hochbegabung: Diagnose, Kommunikation, Beachtenswertes, Didaktik, Differenzierung, Umgang mit Minderleistern
  • 2013 – 2014: Fortbildungsreihe mit mehreren Sitzungen unter der Leitung von Hedwig Gebbeken zum Thema: Asberger und Co
  • 18.10.2014, Fortbildung zum Thema: Asberger und Co (Psychosomatiken im Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten oder Lernbehinderungen)
  • 2016 Fortbildung zur Sprachförderung
  • Seit 2016: Diverse regelmäßig stattfindende Fortbildungen unter der Leitung von Frau Dr. Rohrmann zum Thema „Begabung erkennen und fördern“
  • Individuelles Coaching
  • Seit 2022 Fortbildungen in Kooperation mit dem Kinderkrankenhaus Auf der Bult

Begabtenförderung an der IGS List

Unserem Leitbild folgend fördern wir nicht ausschließlich die fachlichen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler, sondern auch ihre Persönlichkeitsbildung, ihre kreativen und sozialen Kompetenzen sowie ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen. Diesen Anspruch erfüllen wir folgendermaßen:

Schulalltag

Über das Angebot des Verbundes hinaus bietet die IGS List für Schülerinnen und Schüler zusammen mit Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen zur Förderung und Forderung ihrer Potenziale folgende Möglichkeiten:

  • PerLe Stunden (Persönliches Lernen, freie Lernzeiten, die in den Wochenplan integriert sind)
  • Profilklassen (b- Bläserklassse, c-Chor und Percussionklasse, f-Forscherklasse)
  • Binnendifferenzierter Unterricht
  • AG Herausforderung in Jahrgang 8
  • Projekt Verantwortung in Jahrgang 9

AG Herausforderung in Jahrgang 8

Mit der AG Herausforderung stellt die IGS List Lernzeit für „das Lernen im Leben“ zur Verfügung. In Jahrgang 8 haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich hierfür zu bewerben, indem sie einen Projektantrag stellen. In 4er bis 6er Gruppen setzten sie sich selbst ein Ziel, eine Vision, eine Herausforderung, die sie meistern wollen. Beraten werden sie hierbei von unserem Team „Herausforderung“, welches aus zwei Lehrkräften und dem Schulsozialarbeiter besteht, sowie einem Studierenden oder FöJ-ler, der/die sie dann später auch begleitet. Die Umsetzung des Projekts umfasst einen Zeitraum von 10 Tagen, findet immer kurz vor den Sommerferien statt und muss ein klares örtliches sowie ideelles Ziel für den Zeitraum verfolgen. Eine gelingende Herausforderung berücksichtigt sportliche, ästhetische, ökologische und soziale Komponenten und bringt jede Schülerin und jeden Schüler der Gruppe aus seiner Komfortzone, ohne Panik zu verursachen. Auskommen müssen die Schülerinnen und Schüler während dieser Zeit mit einem Betrag von 8 € pro Tag zzgl. 10€ Beitrag für die Verpflegungskosten der Betreuer. Hiervon muss ALLES bestritten werden, Handys sind nicht erlaubt. Ihr Vorhaben stellen die Schülerinnen und Schüler einer Jury vor, die es bewilligen muss.

Projekt Verantwortung In Jahrgang 9

In Jahrgang 9 übernehmen die Schülerinnen und Schüler, die keine zweite Fremdsprache belegt haben, ein Schuljahr lang Verantwortung. Sie tun dies, indem sie sich eine Wirkungsstätte suchen, in welcher sie sich ein Mal pro Woche für den Zeitraum einer UZE – entspricht 80 Minuten – sozial engagieren und Verantwortung übernehmen. Schulisch wird das Projekt begleitet von Lehrkräften, die die Schülerinnen und Schüler zunächst im Unterricht vorbereiten, sie bei ihrer Suche nach einer Einrichtung unterstützen und Kontakt zu dieser halten.

Arbeit in den Jahrgängen

Beratung und Informationsaustausch im Jahrgang und unter den im Jahrgang unterrichtenden Lehrkräften ist die Voraussetzung für die Verbesserung der Lernvoraussetzungen der hochbegabten Kinder. Ein Erfahrungsaustausch sollte an erster Stelle auf den Jahrgangs-Dienstbesprechungen und den Jahrgangskonferenzen erfolgen.

Der erste Schritt ist die Erfassung der Kinder mit Hochbegabung. Diese wurden bisher in fast allen Jahrgängen in einer Datenbank erfasst. Der Tagesordnungspunkt „Hochbegabung“ soll regelmäßiger Bestandteil der Jahrgangsdienstbesprechungen sein. Um dies sinnvoll leiten zu können, sollten die jeweiligen Jahrgangsleiter/innen in ihren Jahrgängen in Klassen mit hochbegabten Kindern kontinuierlich hospitieren.

Die Diskussion in den Jahrgängen kann dann Anregungen und Aufträge in die Fachteams geben, um die Förderung inhaltlich um zu setzen. In einigen Fällen wird eine Beratung der Kinder, Eltern und Fachlehrer sinnvoll sein. Die entsprechenden Maßnahmen sind vom Jahrgang und von den KlassenlehrerInnen zu organisieren.

Beratung

Vorrangige Aufgabe der IGS List ist die Beratung der Schülerinnen und Schüler. Diese Beratung sollte von den KlassenlehrerInnen im Rahmen der üblichen Sprech- und Beratungstage durchgeführt werden. In einigen Fällen wird dies bei Bedarf durch gesonderte Termine ergänzt. Die Beratung ist abhängig vom Leistungsbild und Lernverhalten des Schülers und kann nicht durch allgemeine Aussagen beschrieben werden.

Immer wenn Schülerinnen und Schüler beraten werden, können und sollten auch Eltern mit einbezogen werden. Eine gesonderte Beratung der Eltern im Umgang mit hochbegabten Kindern kann aber in der IGS List nicht geleistet werden. Hier sollte auf außerschulische Angebote verwiesen werden.

Das Beratungsteam ist bei hochbegabten Kindern immer dann einzubeziehen, wenn eine längerfristige und kontinuierliche Beratung notwendig wird, die über Möglichkeiten der KlassenlehrerInnen hinausgeht.

Anke von Jutrzenka

Didaktische Leitung